Die Lohmühle

DIE LOHMÜHLE

Lohmühle Ritzert in Groß-Umstadt

DIE GESCHICHTE DER LOHMÜHLE


Die Lohmühle befindet sich in der Wächtersbachstraße in Groß-Umstadt am Rande der Weinbergslage "Herrnberg". Den Groß-Umstädtern besser als "Ritzertsmühle" bekannt, hatte sie vor mehr als zweieinhalb Jahrhunderten ihre erste Aufgabe "Lohe" zu mahlen. Es war Eichenrinde, aus der Gerbsäure gewonnen wurde, für die damals zahlreichen Gerbereien in Groß-Umstadt. Dies war der wirtschaftliche Hintergrund für die Gründung dieser Mühle.

 
1728
also begann Johann Sebastian Heyl mit dem einstöckigen Bau dieses Hauses. Aufgrund des geringen Wasservorkommens war es nötig einen Weiher anzulegen, der nachts angestaut wurde, so dass man tagsüber mahlen konnte. Aus diesem Grund steht im Keller das Wasserrad, welches oberschächtig angetrieben wurde, während über Riemen- und Zahnradtriebe im 1. Stock die Mahlgänge liefen.

  
1762
erfolgte die Übergabe an Johann Heyl, seinen Sohn.


1840
aus diesem Jahr ist uns bekannt, dass ein Hospitalmeister aus Groß-Umstadt namens August Handwerk das ganze Anwesen mit der dazugehörenden Landwirtschaft erwarb.


1870

wurde das noch heute seperat stehende Wohnhaus einstöckig erbaut.


1875
folgte Wilhelm Handwerk als Nachfolger.

In dieser Zeit entstand aufgrund der geringen Wasserkraft ein Dampfkesselbau mit hohem Schornstein. Das Betreiben einer Dampfmaschine erlaubte die Erweiterung der Arbeitsgebiete auf Getreide mahlen und das Schneiden von Holz. Es entstand ein senkrecht laufendes Gatter und man betrieb hiermit eine sogenannte Schneidemühle.

1883
kaufte Balthasar Hanstein die Mahl-, Schneid- und Ölmühle.

1891
wurde zusätzlich eine Lokomobil- und Dreschwagenhalle errichtet. Es war die Zeit, in der die Dreschmaschine den Dreschflegel ersetzte. Und dazu wurde eine mobile Dampfmaschine verwendet um im Sommer in der Halle und im Winter in den Scheunen der Landwirte Lohndrescharbeiten zu machen. Es entstand nun zusätzlich ein "Dreschbetrieb".

1898
wurde im Hof oben neben dem Weiher eine größere Scheune mit zusätzlichem Stall errichtet. Die bisherigen Ställe im Mühlenbau wurden zu klein.

1914
starb Balthasar Hanstein und seine Witwe Wilhelmine Hanstein geb. Hillerich führte den Betrieb mit den Töchtern Elisabeth und Marie weiter.

1915
heiratete Elisabeth den Turmuhrmacher Johannes Ritzert III., der ihr zuliebe seine großherzogliche Hofturmuhrmacher-Werkstatt aufgab, um diesen großen Mühlen- und Landwirtschaftsbetrieb mit ihr weiterzuführen. - Das war die Macht der Liebe

Turmuhr von Johannes Ritzert aus Groß-Umstadt

Erfahren Sie mehr über den Turmuhrmacher


Johannes Ritzert


wir haben unserem Ur-Großvater und seinen Vorfahren eine eigene Seite gewidmet.


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1927
übernahm Elisabeth Ritzert offiziell den Betrieb. Das Ehepaar Ritzert hatte einen Sohn, Heinrich und eine Tochter, Wilhelmine-Magdalene-Marie.

1943
wurde der Müllermeister Heinrich Ritzert in der Schlacht um Stalingrad vermisst, er kehrte nicht in die Heimat zurück.

1944
heiratete die Tochter Wilhelmine-Magdalene-Marie Ritzert einen Nachkommen der sogenannten "Reichen Weber" aus der Obergasse in Groß-Umstadt. Es war Gg. Bernhard Weber. Frau Weber ist als ehem. Lehrfrau der Land- u. Hauswirtschaft und als Kreisvorsitzende der Landfrauen, besser bekannt unter dem Namen Minna Weber. In den Jahren des Kriegsdienstes und der Gefangenschaft, von 1940 bis 1947 von Bernhard Weber musste Minna Weber den Dresch-, Mühl- und Landwirtschaftsbetrieb mit ihrem schon alten Vater alleine betreiben - eine beachtliche Leistung.

1947
verstarb Elisabeth Ritzert und der Betrieb gehörte von da an der Erbengemeinschaft von Vater und Tochter.

1949
direkt nach der Währungsreform hatte man trotz aller wirtschaftlichen Probleme den Mut zur Zukunft und erweiterte das Gehöft um ein großes Wirtschaftsgebäude mit modernem Stall, Scheune, Wohngebäude für Landarbeiter, Garage für Traktoren und weitere Keller. Der besondere Anreiz lag in dem großen Zuwachs des Feldes, welches Gg. Bernhard Weber mit in die Ehe bringen konnte und die anschließende Feldbereinigung, erlaubte einen für die damalige Zeit hochmodernen Ackerbau.

1957
kam in Deutschland das große "Mühlensterben" und verschonte auch die "Lohmühle" nicht. Der Mühlenbetrieb musste eingestellt werden.

1959
übernahm das Ehepaar alle Liegenschaften in vollen Umfang. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor. Es waren Heinrich Weber und Marlene Weber.

1967
war der Dreschhallenbrand. Er vernichtete Halle und Dreschmaschine. In dieser Zeit waren in unserer Region schon die Mähdrescher auf dem Vormarsch und man baute mit den Mitteln der Brandversicherung eine neue Halle, diese jedoch zur Verwendung als Rinderlaufstall.

1975
scheiterte die Planung der Übergabe an Landwirtschaftsmeister Heinrich Weber. Er verstarb noch in diesem Jahr jung verheiratet und kinderlos an einer schweren Gehirnblutung. Der Landwirtschaftliche Betrieb musste stillgelegt werden, weil die Tochter nicht mehr als Betriebsinhaberin in Frage kam. Sie war seit 1973 schon in Roßdorf verheiratet. Die landwirtschaftlichen Flächen wurden verpachtet, die Eltern, schon im hohen Alter, konnten nur noch die "Landabgaberente" beantragen. Aufgrund dieser Maßnahme durften nur noch zum Eigenbedarf die Gärten und eine kleine Größe Ackerland behalten und bewirtschaftet werden und man nahm sich zu diesem Zweck die Weinbaufläche heraus mit ca. 3 Morgen Wingert.

1990
folgte die Übergabe des ruhenden Betriebes mit Garten und Wingert an Marlene Elisabeth Brehm geb. Weber. Schon 1988 stellte sich die Frage ob der Weinbau weiter betrieben werden sollte, denn die Arbeitskraft der Großeltern für die anstrengenden Arbeiten im Wingert ging zur Neige. Man beschloss den kompletten Erhalt aller Betriebsteile in einer Einheit und keine Veräußerung von Grundstücken, die in mehreren Jahrhunderten durch den Schweiß der Vorfahren erworben wurden. Außerdem entschied man die damals schon gealterten Rebstöcke zu roden und die Rebfläche neu anzupflanzen. Besonders im Hinblick auf die Kinder Martin, Barbara und Dagmar.   

2008
gründet Dagmar Brehm als studierte Agrarwissenschaftlerin zusammen mit ihrem Freund Alexander Pfau das "Weingut Lohmühle" als selbstvermarktenden Weinbaubetrieb. Weinbauflächen wurden dazu gepachtet und der Wein wird ab Hof vermarktet.   

2021
erfolgte die Übergabe des ruhenden landwirtschaftlichen Betriebs an Dagmar Pfau, geb. Brehm. Gemeinsam mit Mann Alexander und Kindern Johannes und Ida wird nun der gesamte Hof als Einheit weitergeführt und seitdem das Weingut Lohmühle im Vollerwerb betrieben.

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